CV GAUVERBAND BODENSEE-OBERSCHWABEN
CV GAUVERBANDBODENSEE-OBERSCHWABEN

Der oberschwäbische CV und sein Dreikönigskommers in Aulendorf

 

1. Ablauf des Dreikönigskommerses
Vor dem Kommers - immer am 6. Januar eines jeden Jahres - findet im Aulendorfer ‘Hofgarten’ traditionell ein Konvent statt (um 14.00 Uhr s.t.), bei dem die Cartellbrüder die formalen für das kommende Jahr anstehenden Themen des Gauverbandes besprechen und beschließen. Dazu gehört auch das Jahresprogramm, in dem es grundsätzlich fünf Veranstaltungen gibt: den Dreikönigskommers, die Wallfahrt auf den Heiligen Berg Oberschwabens, den Bussen, im Herbst, eine Reise Anfang Oktober sowie eine Kulturveranstaltung und einen eintägigen Ausflug im Frühjahr und im Sommer.

Um 15.30 Uhr s.t. beginnt der Kommers, geschlagen von einer der in jedem Jahr chargierenden Verbindungen aus Stuttgart (Alania), Hohenheim (Carolingia), Tübingen (Guestfalia, Cheruskia), Ulm (Suebo-Danubia), Weingarten (Welfia) und Konstanz (Bodensee). 2019 präsidiert die KDStV Welfia. Am Klavier begleitet traditionell Cbr. Iwan Durrer, vulgo Kynos, aus der Schweiz.
Gegen 18.00 Uhr endet der Kommers und die Anwesenden bleiben noch bei einem Imbiss beieinander.
Eine Besonderheit des Dreikönigskommerses ist, dass er nicht an einem Universitätsstandort, sondern mitten im ländlichen Raum, im Kern Oberschwabens stattfindet. Durch seine Nähe zur Region Bodensee und damit den Ländern Schweiz und Österreich/Vorarlberg kommen regelmäßig Gäste aus dem SchwStV und dem ÖCV nach Aulendorf.
Veranstalter des Dreikönigskommerses ist der CV Gauverband Bodensee-Oberschwaben, zu dem die Ortszirkel Bad Saulgau, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Biberach, Ehingen, Friedrichshafen, Konstanz, Ravensburg, Sigmaringen, Singen, Ulm, Wangen und voraussichtlich ab Januar 2019 Weißenhorn (Bayern) gehören.

2. Die Geschichte des Oberschwäbischen CV und des Dreikönigskommerses
                                   
von Dr. Wolf Brzoska, CM et al.

Dokumente über einen ersten Dreikönigskommers gibt es nicht. Jedoch ist im Protokoll des Zusammentreffens der Oberschwäbischen CVer 1935 vom „50. Dreikönigskommers“ die Rede. Somit gilt der Kommers von 1885 als Beginn dieser Tradition.

Auf dem Kommers 1935 wird heftig diskutiert. Das Katholizitätsprinzip wird aufgegeben. Ein Cbr. Regierungsrat Fuchs aus Stuttgart berichtet über die neue Situation. Schon im Februar 1934 hatte der „Reichsführer des nationalsozialistischen deutschen Studentenbundes“, ein Herr Dr. Stäbel, verkündet, dass CV, KV und UV das Katholizitätsprinzip aufgegeben hätten. Weitere Namen sind im Bericht von 1935 nicht aufgeschrieben, da bereits damals eine Inhaftierung drohte.

Wenn 1885 /86 sich die Alten Herren mit aktiven Studenten trafen, hatte dies durchaus einen ernsthaften Hintergrund: Es war die Zeit des Kulturkampfes. Und es galt, den benachteiligten katholischen Studenten den Rücken zu stärken. Der CV war gerade 30 Jahre alt.

Als Treffpunkt bot sich der Eisenbahnknotenpunkt Aulendorf an: Hier trafen sich die Studenten aus ganz Oberschwaben, um dann zu den Universitäten in Tübingen und Stuttgart weiterzufahren. Damit ist auch erklärt, warum das Treffen nachmittags stattfindet.

Über irgendwelche Zusammenkünfte während und nach dem I. Weltkrieg ist nichts bekannt. Das Verbot des CV im Jahre 1935 wurde von einigen Verbindungen ignoriert, sie bestanden andernorts weiter, wie z.B. in Freiburg die KDStV Wildenstein, die im Schloss Umkirch ihres AH Fürst Friedrich von Hohenzollern bis 1938 Veranstaltungen abhielt. 1938 fand dort die letzte Rezeption statt. Die CVer trafen sich – inkognito – weiterhin und hielten brieflich engen Kontakt zu den Bundesbrüdern an der Front.

Zum Wiederbeginn nach dem II. Weltkrieg gibt es einige sehr gute Dokumente. Eines findet sich in der 100-Jahres-Festschrift, in der die französische Kommandantur in Ravensburg dem
„M. le Docteur iur. F. Doelzer“ die Erlaubnis für zwei Veranstaltungen erteilt:

„1. Le 6.1.49 de 15 à 18 heures, Hotel Löwen, Aulendorf,“
„Réunion amicale pour Messieurs, réservé aux Membres de la Fédération (CV).

und
„2. Pour le 20.1.1949.Hotel Hildenbrand soirée dansante réservé au
x membres et à leurs familles.“

Die „Verbindungsdiaspora“ im Bereich südlich der Donau findet ein Ende, als 1963 in Weingarten die KDStV Welfia, 1973 in Ulm die AV Suebo-Danubia und 1974 in Konstanz die KDStV Bodensee gegründet werden.

3. Die Vorsitzenden des Gauverbandes Bodensee-Oberschwaben

Cbr. Dr. Ferdinand Dölzer war bis 1956 Vorsitzender des Oberschwäbischen CV.

Von 1956 bis 1961 leitete der Chef der EVS, Prof. Adolf Pirrung aus Biberach den Gauverband, gefolgt bis 1973 von Dr. Gustav Kohler, Ravensburg. Sein Amt übernahm bis 1977 Dr. Felix Omonsky, Biberach, und danach Prof. Karl Pellens aus Ravensburg, der zehn Jahre lang die Geschicke des Gauverbandes gestaltete.

Sein Stellvertreter, Dr. Wolf Brzoska, Ehingen, übernahm das Amt, bis er 1998 beruflich für sechs Jahre nach Rumänien und Ungarn zog. In dieser Zeit führte Anton Kirsch, Sigmaringen, den Oberschwäbischen CV. Ab 2006 war Dr. Brzoska wieder Vorsitzender, dann von 2011 an Dr. Karl Sandmaier aus Bad Buchau, bis 2015 Dirk Gaerte, Sigmaringen, gewählt wurde.

3. Die Festredner

Die - sehr unvollständige - Liste der Festredner beginnt 1974 mit Prof. Karl Pellens, dem späteren Gau-x. Der damalige CV-Vorsitzende Cbr. Prof. Alfons Fleischmann spricht 1976; er ist der Gründer der CV-Akademie und der Gründer der Kath. Universität Eichstätt. Ein Jahr später ist der Abgeordnete aus Bonn und Straßburg, Cbr. Dr. Isidor Früh der Redner.

Eine Besonderheit gibt es 1978, als Abordnungen der aktiven Verbindungen zu den Auswirkungen des Hochschulgesetzes Stellung nehmen.

Im Jahr 1979 spricht Weihbischof Cbr. Dr. Franz Josef Kuhnle. Und da der CV über die Grenzen hinaus aktiv ist, kommt 1984 Cbr. Prof. Dr. Alois Thaler aus Brixen/Südtirol nach Aulendorf, und gleich im Jahr darauf der Wirkl. Hofrat Cbr Dr. Ernst Bernhard Schebesta aus Wien.

Der 100. Dreikönigskommers 1986 ist außergewöhnlich, da er wegen der größeren Säle in Bad Schussenried stattfindet. Die Festrede hält S.K.H. Cbr. Dr. Otto von Habsburg. Ein Foto von diesem Kommers ist in der Festschrift zum 110. Kommers zu sehen. (Wer davon ein Exemplar haben möchte, möge sich an Dr. Brzoska wenden.)
1987 kommt e
rstmals ein Schweizer als Festredner zum Kommers: Fbr. Alex Stöckli, der Zentralpräsident des SchwStV. Ein Jahr später ist es der Kultusminister von Baden-Württemberg, Gerhard Mayer-Vorfelder.

1990, kurz nach dem Mauerfall, spricht ein Prager Student, Karl Jirat, zu uns. Cbr.Prof. Raimund Lang aus Hamburg, der Studentenhistoriker schlechthin, erheitert 1997 die Anwesenden mit einer sehr feinsinnigen humorvollen Rede über die Rolle der Frau im Studentenlied.

Kommunalpolitische Redner aus den eigenen Reihen folgen in den Jahren 2002 und 2003 mit den oberschwäbischen Landräten, den Cartellbrüdern Dirk Gaerte, Sigmaringen, und Guntram Blaser, Ravensburg.

Mit dem provozierenden Titel „Freispruch für CO-2“ klärt Cbr. Wolfgang Thüne, langjähriger „Wetterfrosch“ beim ZDF, über die wissenschaftlich bedenklichen Thesen der Politiker und Aktivisten auf. Ebenso pointiert spricht der Leiter des berühmten Gymnasiums Schloss Salem, Bernhard Bueb, zum Thema „Lob der Disziplin“ Sein Buch mit diesem Titel sorgte damals für Furore und ist heutzutage immer noch brandaktuell.

2008 bis 2010 stehen wiederum Vertreter des Landes am Rednerpult: Cbr. Werner Schempp aus dem Staatsministerium, dann Minister a.D. Cbr. Hermann Schaufler. Als absolutes Novum kann die erste Festrednerin, Sozialministerin Monika Stolz, festgehalten werden.

2015, das Jahr, in dem Cbr. Dirk Gaerte zum neuen Vorsitzenden gewählt wird, besucht den Kommers erneut eine Abordnung aus der Schweiz mit ihrem CP Matthias Frey, der in seiner Festrede die Besonderheiten der schweizerischen Demokratie erklärt. 2016 ist der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Cbr. Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, der Festredner zum Thema “Demographie und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft”. Erstmals wird als fester Bestandteil des Dreikönigskommerses das ‘Geistliche Wort’ eines Priesters eingeführt, in diesem Jahr gehalten von Cbr. Martin Ziellenbach.

2017 wird der Kommers zum zweiten Mal nicht in Aulendorf, sondern in Ravensburg geschlagen, weil der dortige Zirkel sein 125jähriges Bestehen feiert. Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan hält die Festrede zum “Wertegefüge unserer Gesellschaft”. 2018 macht der Publizist Cbr. Martin Lohmann bei seinem Vortrag zum Thema “Angst vor Meinungsfreiheit?” auf die ‘drohende Entmündigung der Bürger durch die schleichende Aushöhlung der freien Meinung aufmerksam.
Bei diesem Kommers war zur Freude der Veranstalter wie in den beiden Vorjahren der jeweilige Vorort des CV-Studentenbundes zu Gast.

Beim 133. Dreikönigskommers 2019 wird der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und MdEP a.D., Prof. Dr. Werner Münch, zum Thema “Das neue Europa und die Werte des christlichen Abendlandes” sprechen. Das Geistliche Wort hält der CV-Seelsorger, Abt em. Winfried Schwab OSB.
 

 

4. Einige erwähnenswerte Ereignisse

a. Im Gauverband


In Brzoskas Amtszeit als Gauverbandsvorsitzender fielen einige bedeutende Ereignisse, so etwa die Gründung einer CV-orientierten Schülerverbindung in Ehingen, die KSV Aho-Suevia, aus welcher mehr als drei Dutzend CVer hervorgegangen sind. Er initiierte auch die CV-Wallfahrt auf den Heiligen Berg Oberschwabens, den Bussen, die seither jedes Jahr im  Herbst stattfindet. Darüber hinaus richtete er eine Petition an Außenminister Genscher, dieser möge sich für die Deutschen in Rumänien einsetzen, deren Dörfer geschleift werden sollten. Eine Antwort kam allerdings nie.
Mehrere Reisen unternahmen die CVer
in dieser Zeit nach Prag und Budapest. Hier gab es eine außergewöhnliche Begebenheit: Die Gruppe nahm Anfang November 1989 am „Republik- Gründungsgottesdienst“ in der Matthias-Kirche auf der Burg in Budapest teil, wo mit allen ungarischen Bischöfen die Befreiung vom Kommunismus gefeiert wurde – erstmals nach Jahrzehnten läuteten wieder alle Kirchenglocken im ganzen Land. Am Abend wurde im Keller des „Landtags“ ein Kommers mit einem jungen Aktiven geschlagen, der aus Ungarn stammte.

b. In Ehingen

Am 13.Mai 1981 fand in Ehingen das 5. Stiftungsfest der KSV Aho-Suevia gemeinsam mit den beiden Nordgau–Verbindungen Wien und Stuttgart statt. Zum Fest war der Regierende Fürst Franz Josef von und zu Liechtenstein gekommen, ein CVer aus tiefster Überzeugung. Auch Cbr. Alfons Fleischmann war angereist. Beide Vororte waren mit Standarte dabei, so dass die deutschen CVer erstmals die original CV–Standarte sehen konnten, die bekanntlich in Österreich geblieben war, als der CV getrennt wurde. Der 13. Mai 1981 war der Tag, an welchem auf Papst Johannes Paul das Attentat verübt worden war, weshalb kurzfristig eine Gebetsstunde veranstaltet wurde. Die historische Bürgerwehr zelebrierte am Abend nach dem Empfang für den Fürsten den Zapfenstreich, wie er sonst nur zu Fronleichnam und beim Besuch eines Staatsoberhauptes gefeiert wird.

Am 3. Oktober 1990 wurde in Ehingen ein feierlicher Kommers anlässlich der Vereinigung der beiden deutschen Staaten geschlagen. Cbr. Winfried Müller aus Allensbach sprach über die Verpflichtungen des CV in den neuen Bundesländern.

Am 2. September 1993 fand in Ehingen gleichermaßen ein Festkommers statt, dieses Mal zum Jubiläum „650 Jahre Vorderösterreich“. Der Kommers iwar Teil eines 4-tägigen Programms der Stadt Ehingen gemeinsam mit der Partnerstadt Esztergom in Ungarn, wozu insgesamt fünf Mitglieder des Hauses Habsburg und drei Landesräte aus der ehemalig für diese Region zuständigen Hauptstadt Innsbruck gekommen waren. Die „buntbemützten Scharen“ prägten damals während aller Festtage das Stadtbild mit. Die beiden Festreden hielten Hermann Voss von der Paneuropaunion und Attila Schlosser aus Esztergom.

 

Diese kurze Zusammenfassung der CV-Geschichte in Oberschwaben ist absolut unvollständig und subjektiv. Die Angaben stammen aus den beiden Festschriften zum 100. und 110. Kommers, ferner aus Notizen der CbrCbr Anton Kirsch, Karl Zimmermann und Wolf Brzoska.